Es ist an der Zeit "Danke Hawaii" zu sagen.
Vor ein paar Tagen musste ich mich von der wundervollen Insel Oahu und einigen Freunden, die noch vor Ort sind verabschieden, was mir echt nicht einfach fiel. Die Zeit war einfach wunderbar und ich hab so unglaublich schöne Momente dort verbracht. Natürlich würde ich diese Momente mehr den Menschen als der Insel zuschreiben, denn ohne diese Menschen, wäre diese Zeit nicht das gleiche gewesen. Ich vermisse euch jetzt schon und freue mich auf ein Wiedersehen nächstes Jahr.
Aber auch die Inseln haben Ihre Reize und verleiten zum träumen, wenn man auf die grünen Berge steigt, den Wind um die Ohren bekommt und den atemberaubenden Ausblick genießt. Wo auch sonst kann man am Strand neben Palmen entlang laufen, dass lauwarme türkisblaue Meerwasser zwischen den Zehen spüren, den Sonnenuntergang sehen und umgeben von den wundervollen grünen Hängen sein?!
Ich habe die Bilder und Erinnerungen jetzt noch vor mir, wenn ich die Augen schließe und komme jedes mal wieder ins schwärmen. Es sind Erinnerungen die dir ein Grinsen ins Gesicht zaubern und dein Herz höher schlagen lassen. Diese entstanden aber nicht nur am Land, sondern auch auf oder in dem Wasser, wenn ich beim Kitesurfen am Kailua Bay den Blick von der Wasserseite auf die schöne Insel hatte und an Schildkröten vorbei fuhr oder als ich mit der Organisation "One Ocean Diving" von der berühmten Taucherin Ocean Ramsey mit Haien ohne Käfig in dem Ozean nähe Haleiwa schnorcheln war.
Ja verdammt, das war ein Erlebnis an das man sich sein Leben lang zurückerinnern wird. Kaum angekommen am Tauchspot kreiste schon der erste große Hai um unser Boot herum und ich dachte nur "was zum Teufel mache ich hier"! Die Aufklärung zuvor über Haie war wunderbar und es ist oft abhängig von dem Verhalten des Menschen, wie die Tiere sich dir gegenüber verhalten, aber wenn man dann diese großen Geschöpfe der Natur live vor sich sieht, dann wird einem doch anders und man muss sich erst einmal dazu überwinden ins Wasser zu steigen. Man liest oft Berichte darüber, dass man sich ruhig verhalten sollte, dem Hai in die Augen sehen soll und sie nicht aus dem Blick verlieren darf, um zu zeigen, dass man sie bemerkt und beobachtet und man keine Beute ist, die vor Ihnen flieht. Aber das ist manchmal einfacher gesagt als getan. Jedoch nahm die Crew einem die Angst und ich bekam ein unbeschreibliches Erlebnis.
Anders kann man es kaum beschreiben, wenn knappe zwei Meter unter dir ein großer Galapagos-Hai vorbei schwimmt.
Aber auch die kleinen Momente, wenn wir mit dem Surfbord auf dem Wasser waren und die Wellen genossen oder Abends am Meer ein Barbecue machten oder einfach nur zum Sonnenuntergang am Strand saßen, uns unterhielten und die eindrucksvollen rot-orange farbigen Sonnenuntergänge beobachteten. Dies waren die Momente, die dir rückblickend wie ein Märchen vorkommen und die dich immer noch träumen lassen.
Nicht zu vergessen sind auch die wilden Momente, wie die Buspartys, Boatpartys, Poolpartys, Taco-Tuesday-, Pub oder Club-Abende, welche mit den neuen Freunden einfach grandios waren! Ich hab jetzt noch ein schmunzeln im Gesicht, wenn ich daran zurück denke.
Sowie die Wanderungen auf die Berge mit Wetten wie "wer wie sauber wieder herunterkommt", weil es so rutschig war und ich keine 5min nach der ausgesprochenen Wette verloren habe und aussah wie Sau. Da habe ich erstmal bemerkt, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der an Schadenfreude seinen Spaß hat.
Herausragende Momente waren auch der Tagesausflug mit dem Pick-up, bei dem es im Bundesstaat Hawaii erlaubt ist auch auf der Ladefläche hinten zu sitzen oder der Tauchgang am Electric Beach bei starker Strömung mit hunderten bunten Fischen und einer riesigen Schildkröte.
Oder der Moment als ich vor dem Security-Guard wegrennen musste?! Ähhhh, hab ich das gerade wirklich geschrieben und sollte ich diese Story hier erzählen?? Ach warum nicht, denn wir haben doch alle mal Dummheiten gemacht und im Endeffekt war es ja auch nichts schlimmes, denn wir wollten nur den Stairway to Heaven Hike (berühmte Bergwanderung) noch von der anderen Seite, also der illegalen Seite machen, welche gut bewacht wird. Also machten wir uns mitten in der Nacht auf den Weg und wollten zum Sonnenaufgang auf dem Berg sein. Die beiden Freunde hatten Glück und es über den Zaun geschafft, ich hatte leider nicht mehr die Chance dazu und musste wegrennen. So gesehen hab ich nichts illegales gemacht, weil ich nie dazu gekommen bin den Zaun zu berühren, aber aufregend war es trotzdem und ich erzähle euch gerne in einer ruhigen Minute auch mal mehr dazu.
Wie Ihr schon bemerkt, gab es unzählige Momente, welche einem in Erinnerungen bleiben und ich könnte noch viele weitere aufzählen, aber das würde den Text nur unendlich lang machen.
Ihr fragt euch jetzt sicherlich, ob es ein Ort zum leben wäre und ob ich dies in Betracht ziehen würde?! Die Antwort fällt mir relativ einfach und lautet: Nein!
So schön wie Hawaii auch landschaftlich ist und ich eine wunderbare Zeit hier hatte und jedem diese Inseln mal für einen Urlaub empfehlen würde, so kann ich auch davon abraten hier zu leben, wenn ihr nicht gerade die nächsten "Reimann" Millionäre seid. Denn die Schattenseiten sind traurig mit anzusehen.
Vor dreieinhalb Jahren, wo ich das erste mal Inselhopping auf Hawaii gemacht hatte, war ich absolut verliebt und hatte nur die Landschaft im Blick gehabt und alles drum herum nicht gesehen, weil man einfach nicht so viel Zeit hatte und jeden Tag tolle Ausflüge unternahm. Lebt man jedoch länger auf den Inseln und besonders in Honolulu auf Oahu, bekommt man erstmal mit wie alles rund um Waikiki doch schon sehr alt und heruntergekommen ist. Man kann glatt sagen, dass die Stadt 20 Jahre unserem Standard zurück hingt und es weder Renovierungen der Gebäude oder zahlreiche Neubauten gibt. Woran das liegt? Die Antwort habe ich nicht und kann nur vermuten, dass viele reiche Eigentümer keinen Grund in Renovierungen sehen, da die Ausbuchungen trotzdem überragend sind.
Das die Gebäude der Bevölkerung immer weiter zerfallen, liegt ganz klar an den immensen Lebensunterhaltungskosten, welche Sie auf Hawaii zu bewerkstelligen haben.
Wenn Schweizer schon sagen, dass Hawaii teuer ist, dann hat das was zu bedeuten! Letztendlich sind die Löhne zu gering und die Kosten zu hoch. So haben sehr viele zwei Jobs, um alles bezahlen zu können. Kein wunder, dass man oft von der Schere zwischen Arm und Reich spricht. Hinzu kommt, dass die meisten Mitarbeiter nur ca. 10 Tage im Jahr Urlaub haben und es auch noch verpönt ist Urlaub zu nehmen, weil man sonst als Faul angesehen wird (Ich bemerke nur mal die Aussage von Elon Musk gegenüber deutschen Mitarbeitern im Tesla-Werk). Wer möchte dieses Arbeitsverhältnis freiwillig haben, auch wenn die Inseln paradiesisch sind?!
Hinzu kommt das absolut unterirdische Sozial- und Gesundheitssystem der Regierung. Es ist erschreckend wie viele Obdachlose auf den Straßen zu sehen sind und diese einfach ignoriert werden bzw. schon nicht mehr als Menschen angesehen werden, wenn die Polizei schon darüber sich beratschlagt Roboter-Hunde zu kaufen, um mit diesen Kontrollen durchführen zu können. Das ist kein Scherz! Für solch einen Mist ist Geld da, aber nicht für soziale Projekte, um den Menschen zu helfen.
Des Weiteren sieht man viele verwirrte und kranke Menschen, welche einfach nicht behandelt werden und teils nackig durch die Parkhäuser der Mall`s laufen oder euch beim einkaufen komisch anschauen und ansprechen. Warum das so ist? Mir wurde gesagt, dass in den USA kein Mensch gegen seinen Willen im Krankenhaus festgehalten werden kann und jederzeit die Möglichkeit hat zu gehen. Was auf der einen Seite natürlich gut ist, aber auf der anderen Seite gibt es bei uns Patientenverfügungen, wo Familienmitglieder darüber bestimmen können, was mit der Person passiert, wenn Sie nicht mehr zurechnungsfähig ist und evtl. sich oder andere gefährden könnte.
Schwieriges Thema worüber man diskutieren könnte und wobei ich mir selbst auch nicht sicher bin was richtig und was falsch ist.
Sicher bin ich mir aber, dass wir ein wesentlich besseres Gesundheitssystem haben, denn viele Menschen können sich Behandlungen in den USA nicht leisten und haben auch keinerlei Möglichkeiten so etwas wie Pflegedienste etc. in Anspruch zu nehmen, welche über die Kassen wie bei uns abgerechnet werden können. Stattdessen leben die Familien zusammen, um Lebensunterhaltungskosten wie Miete, Heime usw. zu sparen und natürlich Ihre Pflegebedürftigen zu pflegen.
Stellt euch jetzt mal bitte vor, dass ihr pflegebedürftige Eltern oder Großeltern Zuhause habt, zwei Jobs bewerkstelligen müsst, keine 10 Tage Urlaub im Jahr nehmen könnt, weil Ihr sonst von euren Bossen schräg angeschaut werdet und bei der nächsten Kündigungswelle deswegen vielleicht die ersten seid, die ausgewählt werdet und wenn ihr dann noch nach Hause kommt, keine Ruhe findet, weil das Haus gefüllt von einer großen Familie ist und die Alten noch gepflegt werden müssen.
Hut ab vor den Menschen, die das hier tagtäglich leisten! Und das sind keine Einzelfälle! Ich habe es von mehreren Menschen, teils Uber-Fahrern persönlich berichtet bekommen. Da kann ich nur betonen wie glücklich wir uns schätzen können nicht in dieser Situation zu sein.
Von Steuern in unserem Land und der dadurch großen Unzufriedenheit der Bevölkerung möchte ich erst gar nicht anfangen, sondern nur anmerken mal einen Blick auf die Schweiz zu werfen mit Ihrer direkten Demokratie und geringeren Steuern, statt der repräsentativen Demokratie und hohen Steuern wie bei uns!
Aber verglichen zu den USA würde ich behaupten, dass das Leben in Deutschland vom System her schon wesentlich besser ist. Und dabei möchte ich bemerken, dass es eine subjektive Einschätzung ist, welche durch eigene Erfahrung aufgezeigt wird.
Erstaunlicherweise ergeben sich durch diese negativen Zustände auch positive Seiten, denn nirgends habe ich solch einen Zusammenhalt erlebt wie hier. Die Familien nutzen Ihre Wochenenden und Feiertage, um gemeinsam mit Freunden Barbecues am Strand oder in Parks zu veranstalten und die Väter sind mit ihren Kindern auf Sportplätzen und spielen gemeinsam Fussball, American Football oder dergleichen. Es ist schön mit anzusehen wie stark die Familien, Freunde und auch teilweise das Volk zusammenhält und sich merkwürdigerweise dafür sogar feiern, obwohl solch Missstände vorhanden sind.
Erschreckend ist hingegen die Liebe zum Militär und die positive Ansicht über den legalen Waffenbesitz, obwohl fast jede Woche Menschen in verschiedenen Städten der USA Anschläge verursachen und andere Menschen umbringen. Argumente dafür waren teils von Soldaten, die wir in Pubs kennengelernt haben, dass Sie die Waffen brauchen, um Ihre Älteren zu schützen und das die US-Armee doch für den Frieden auf der Welt sorgt. Ich lass das jetzt mal so stehen, weil auch das ein großes Diskussionsthema mit mehreren Meinungen werden kann. Jedoch wäre doch eine Welt ohne Waffen wesentlich attraktiver, auch wenn es schwer zu bewerkstelligen ist.
Nur wer macht den Anfang?
Puuuhhhh, ich könnte noch ewig weiterschreiben und Vor- und Nachteile und aktuelle Themen beschreiben, jedoch belasse ich es lieber dabei und lade stattdessen gerne mal auf ein kühles Bier bei einem gemütlichen Abend ein, um bei Interesse solche Themen intensiver diskutieren zu können. Denn nur mit gegenseitigem Erfahrungsaustausch lernen wir dazu.
Also kurz und knapp: Hawaii war Mega! Ich bin dankbar unglaubliche tolle Menschen kennengelernt zu haben! Würde jedem empfehlen an unterschiedlichen Orten der USA Urlaub zu machen, weil diese einfach beeindruckend sind, jedoch einem Leben in den USA kritisch gegenüber zu stehen und sich vorher bewusst zu werden, worauf man sich einlässt. Ich für meine Person liebe meine kleine Heimat und die Menschen, sowie die Umgebung dort und mache zwar meine Erfahrungen auf der Welt, aber würde jederzeit wieder zurückkehren.
So, jetzt gibt es noch ein paar Bilder zum Abschluss, sowie ein "Buenas Noches" von mir aus Kolumbien, denn dort bin ich gerade und darüber wird der nächste Blog-Beitrag sein.
Euer Mülli
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