Eigentlich hatte ich die Hauptstadt Quito und das Land Ecuador nie wirklich auf dem Plan gehabt und bin froh diese doch besucht zu haben. Denn wenn ich an Ecuador gedacht habe, dann kamen mir nur zwei Sachen in den Kopf. Zum einen die Galapagos-Inseln, von denen wohl viele schon enttäuscht waren bzw. mehr davon erwartet hatten. Und zum anderen unser ehemaliger Austausch-Schüler Pablo, welcher zur Schulzeit ein lustiger und angenehmer Zeitgenosse war. Dabei hat Quito und Ecuador so viel mehr zu bieten. Aber wenn man nicht von irgendwelchen Berichten oder Influencern, Freunden, Bekannten oder wie auch immer von dem Land und den dazugehörigen Sehenswürdigkeiten hört und Bilder und Videos sieht, dann hat man dieses Land (ich zumindest) nicht auf dem Schirm für eine Reise. Glücklicherweise war die Flugverbindung und Unterkunft günstig, dass ich mir dachte: "Ok, schieben wir das Land mal mit in die Planung.".
Schon beim Anflug über Quito bemerkte man den Unterschied zu Bogota. Die Stadt erschien mir vom Flugzeug aus nicht so arm und ich sah Viertel mit beeindruckenden Häusern und Villen mit eigenem Pool. Davon bin ich ehrlich gesagt nicht ausgegangen. Nach der Landung fragte ich dann meinen Shuttlefahrer, welcher mich zum Hotel gebracht hat, ob ich irgendwo Geld tauschen könnte, da die Wechselstube leider nicht besetzt war. Er zeigte mir Geldautomaten und ich bemerkte erst einmal, dass Ecuador ja gar keine eigene Landeswährung hat, sondern seit 2000 den Dollar besitzt. Sorry, aber das hatte ich nicht auf dem Schirm. Angekommen am Hotel, war ich dann sehr positiv von dem kleinen wunderschön gestalteten und familiengeführten Hotel mitten im Stadtzentrum von Quito überrascht. Koffer in die Ecke geworfen und ab auf die Dachterrasse und einen Überblick von der genauen Lage verschafft, sowie den Ausblick genossen. Besonders die Kathedrale stach sofort ins Auge und wollte unbedingt von mir erkundet werden. Genau wie in Bogota hielt mich dann nichts mehr auf alleine raus auf Erkundungstour zu gehen. Natürlich nicht ohne vorher an der Rezeption abzuchecken, wo es gefährlich und wo es ungefährlich ist. Gleiche Antwort: Bergregionen vermeiden und Nachts bitte nicht alleine rausgehen!
Also auf auf. Nur 3-4 Minuten später war ich dann schon an der Kathedrale "Basilica del Voto Nacional", dem Wahrzeichen der Stadt Quito. Diese wird zwar als Leer und nicht vollendet bezeichnet, aber war trotzdem unglaublich groß und Eindrucksvoll. Ich konnte es kaum abwarten das Ticket zu lösen und die Kathedrale mir genauer anzusehen. Am besten an der ganzen Kathedrale ist neben dem tollen Anblick des wundervollen Gebäudes, der bezaubernde Ausblick über die Stadt von den Glockentürmen aus.
(Hatte ich schon erwähnt, dass ich neben Wasserfällen, Hohe Ausblickpunkte von Gebäuden und Bergen liebe?! Davon werdet ihr von mir sicherlich noch viel Schwärmereien lesen und Bilder sehen.). Aber auch die Katakomben unter der Kirche erweckten Interesse in mir. Nur sind diese leider verschlossen und können nur während der Feiertage Anfang November von der Öffentlichkeit besucht werden.
Ich setzte meine Erkundungstour fort und schlenderte durch die kleinen Straßen in Richtung Plaza Grande. Statt Hochhäuser umgaben mich in der Altstadt zwei bis dreistöckige bezaubernde Gebäude im barocken Stil. Es war nicht zu übersehen, dass die Stadt einen großen Einfluss europäischer Architektur genoss. Besonders die ganzen errichteten Kirchen waren umwerfend im Inneren. Voller Prunk und Goldverzierungen, ließen es sich die Spanier nicht nehmen Ihre Kultur und Ihren Glauben mit den beeindruckenden Kirchen zu etablieren. Natürlich nachdem Sie das ganze Gold der Inka (Ureinwohner) stahlen, verschifften und mit dem Rest die Stadt Quito auf den Ruinen der Inka-Stadt gründeten. Am Plaza Grande angekommen erkennt man wieder schnell die Oberhäupter der Stadt. Neben dem Regierungspalast, dem Rathaus, der Kirche ist auch oft ein städtischer Club mit eingereiht, in dem die wichtigsten Personen der Stadt Mitglieder sind. Geld regiert die Welt und hat Mitspracherecht in allen Entscheidungen. So war es und so ist es leider noch bis heute überall auf der Erde.
Nichtsdestotrotz ist die Altstadt umwerfend und nicht ohne Grund eine von der UNESCO gelistete Stätte des Weltkulturerbes im südamerikanischen Land Ecuador.
Also von meiner Seite absolut zu empfehlen!
Am nächsten Tag buchte ich mir eine Tagestour mit Stadtführung durch Quito und Ausflug zur "Mitad del Mundo". Neben den bereits vom Vortag erkundeten Sehenswürdigkeiten, gab es noch so einige on top zu sehen und viel geschichtliches zu erfahren. Man merkte schnell, dass der junge Guide in seinem Element aufblühte, was einem unglaublich ansteckte und die Führung interessant machte. Ich will euch jetzt aber nicht noch mehr mit Geschichte langweilen also springen wir zum "Mitad del Mundo". Schon mal davon gehört? Ich ehrlich gesagt vorher nicht, aber "La Mitad del Mundo" ist die Mitte der Welt. Nur ein paar Kilometer von Quito findet Ihr diese Sehenswürdigkeit, welche 1736 als genaue Position des Äquators bestimmt wurde. Wer also Lust darauf hat mal die Äquatorlinie lang zu laufen und sagen zu können, dass man von Nord nach Süd oder Süd nach Nord gesprungen ist, sollte diesen Ort besuchen.
Ich hab es natürlich getan und hatte meinen Spaß dabei.
Keinen Spaß und die Gefährlichkeit Südamerikas verspürte ich das erste Mal nach der Tour. Wir kamen erst zum Anbruch der Dunkelheit zurück und da es keine private, sondern eine Gruppentour war, ließ mich der Fahrer an der Kathedrale unweit von meiner Unterkunft raus. In einem Viertel welches eigentlich nicht gefährlich ist.
Jedoch kam mir ein Mann in einer Gasse mit Frau und Kinderwagen entgegen und schaute mich mit großen Augen an. Danach blieb er stehen und schrie irgendwas in spanisch und wiederholte dies immer wieder. Das war schon etwas angsteinflößend. Ich verstand es nicht genau, aber es schien als wollte er die Bewohner dazu animieren wegen mir raus zu kommen. Mein Schritt wurde etwas schneller und ich machte mich schnell davon, ab zu meiner Unterkunft, wo ich erstmal tief durchatmen musste und froh war, das nichts passiert ist. Natürlich kann ich mich auch täuschen, dass es nicht wegen mir war und er einfach nur so gerne mal mit Frau und Kinderwagen in irgendwelchen Gassen umherschreit, aber erleben wollte ich es trotzdem nicht, wenn meine Vermutung wahr wäre. Leider gelten wir an diesen Orten immer noch als Gringo's und sind daher auch nicht so beliebt. Lasst euch aber davon nicht abschrecken die Länder Südamerikas zu besuchen. Passieren kann einem überall etwas, wenn man nicht die Regeln beachtet.
Der beste, interessanteste und auch anstrengendste Tag war der dritte und auch gleichzeitig letzte Tag vor der Abreise. Es war eine privat geführte Tagestour zum Cotopaxi und Quilotoa. Der Guide José holte mich früh morgens von der Unterkunft ab und wir machten uns auf dem Weg zu unserer ersten Station dem Cotopaxi, welcher mit 5897m der zweithöchste Berg Ecuadors und einer der höchsten aktiven Vulkane der Welt ist. Es war für mich auch der erste Berg in Südamerika, den ich mit einer Schneekuppel gesehen habe. Kurz vor Ankunft tauschten wir noch die Autos und stiegen bei Paulina ein. Sie ist eine ortsansässige, erfahrene Reiseführerin, welche die Bergwanderung leiten und mit mir durchführen sollte. Paulina war sehr freundlich und gesprächig und wir plauderten über alles mögliche und Sie erklärte mir viel über die Pflanzen und Kräuter am Fuße des Berges, welche als Heilmittel für verschiedenste Krankheiten benutzt werden. Ich musste sofort an Sansibar und die Spice-Tour zurück denken und fand es überaus bereichernd solche Informationen zu bekommen. Des Weiteren klärte sie mich über Pachamama (Mutter Erde) und den mächtigen Andenkondor auf, welchen es wohl nur noch ca, 50mal in dieser Region gibt. Was soll ich sagen, genau in diesem Moment sahen wir einen und Paulina war so überaus glücklich nach so langer Zeit mal wieder einen gesehen zu haben. Es war ein toller Moment und schön mit anzusehen, wie Sie sich freute. Danach machten wir uns auf den Weg zum Berg und begannen mit der Wanderung zum Base Camp in 4864m Höhe. Oh man, dünne Luft, steiler Anstieg und eine Paulina, die noch schneller war, als meine schweizer Freunde auf Hawaii.
Ich war ganz schön kaputt, als wir ankamen, jedoch ließ mich das Gefühl nicht los die 5.000m knacken zu wollen. Eigentlich ist der Aufstieg ab dem Base Camp nur noch mit vorheriger eingeholter Erlaubnis möglich, aber ich überredete Paulina, dass ich nicht zum Gletscher, sondern nur noch 136m höher möchte, um die 5000er Marke zu knacken.
Sie grinste und wir machten uns auf den Weg. Jeder Schritt war in dieser Höhe eine Tortur, aber um so unbeschreiblich glücklich fühle man sich auch, als man die 5000m erreicht hatte. Ein dickes Grinsen hatte ich im Gesicht und wurde doch glatt nach nur ein paar Sekunden von Paulina auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, dass wir die Strecke jetzt schneller wieder zurück müssen, da wir unter Zeitdruck stehen, wenn ich noch zum Quilotoa möchte. "Oh man, ok, auf gehts."
Die Fahrt zum Quilotoa war atemberaubend. Wir passierten so viele schöne landschaftliche Passagen, dass ich aus dem staunen nicht mehr heraus kam. Es war der Moment in dem Ecuador ein neues Highlight auf meinen Reisen um die Welt wurde. Die Hauptstadt ist schon sehenswert, aber die Natur in der Umgebung ist überragend und der Kratersee Quilotoa eins der besonderen Sehenswürdigkeiten, welche man nicht verpassen sollte. Am liebsten hätte ich noch mehr Zeit dort verbracht und mehr Ausflüge in die Natur gemacht wie z.B. zur anderen Seite der Anden, wo der Amazonas wartet.
Leider war dies in der kurzen Zeit nicht zu schaffen und ich kann nur empfehlen für Ecuador länger als 4 Tage einzuplanen. 7 - 9 wären vielleicht ideal.
Oder 14 wenn man die Galapagos-Inseln auch noch mitnehmen möchte. Ich bin jedoch nicht abgeneigt in der Zukunft dieses Land ein zweites Mal zu bereisen, um die restlichen, nicht geschafften landschaftlichen Ziele noch zu entdecken.
Als Fazit kann ich nur sagen, dass es ein Land ist, welches oft unterschätzt wird. Ich kann mit bestem Gewissen Ecuador empfehlen und hoffe euch mit diesem Blog-Eintrag etwas Lust darauf verschafft zu haben.
Ansonsten ist es jetzt wieder an der Zeit für mich gute Nacht zu sagen, da ich mich heut um 4Uhr morgens auf den Weg gemacht habe, um eines der beiden geplanten Highlights meiner Südamerika-Reise zu sehen. Und es hat sich gelohnt und ich bin überaus glücklich diesen Ort und die dazugehörige Umgebung gesehen zu haben.
Damit wurde ein Wunsch, ein Traum und ein Versprechen erfüllt, welcher mich etwas glücklicher im Herzen macht. Mehr dazu vielleicht irgendwann einmal, aber den Blog über Peru bekommt ihr schon sehr bald.
Liebe Grüße in die Heimat,
euer Mülli
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